Nach der Niederlage gegen die WU war nicht lange Zeit über die unglücklichen Umstände eben dieser nachzudenken, denn schon stand jene Partie vor der Tür, die es zu gewinnen galt, um als Herbstmeister zu überwintern. Wien United empfing den RFC am Polizeisportplatz an den Ufern der Alten Donau.
Zugegeben, die Vorbereitung zu dieser Partie stellte die Mannschaft vor, in diesem Herbst, ganz neue Aufgaben. Erst wenige Tage zuvor hatte man sich dem Team der WU und damit seinem ersten Verfolger auf eigenem Grün knapp 0:1 geschlagen geben müssen. Besonders bitter daran war natürlich, dass man keinesfalls schlechter war und überdies knapp eine halbe Stunde auf Grund einer doch sehr harten gelb/roten Karte für Florian Brugger zu zehnt agieren musste. Das große Ziel vor dem Winter 7 Punkte Vorsprung auf die WU zu haben war damit begraben.
Doch der Herbstmeistertitel war immer noch aus eigener Hand zu holen. Dazu musste die Scheinost-Elf sich aber besser präsentieren als im letztjährigen Spiel gegen Wien United, das ja in einem komplett chaotischen 6:6 endete. Nachdem die Saison 14/15 aber mit der Saison 15/16 circa so viel zu tun hat wie Didi Kühbauer mit Jose Mourinho sollte diesmal alles anders sein.
Gut eingestellt, besonders um „Mr. Wien United“ Michael Plavec zu neutralisieren, ging es hinein in die Partie. Die unmittelbare Anfangsphase gehörte dem RFC, eine gute Özdek-Ablage in den Rückraum nahm Zadrazil direkt, doch der Finalball der Euro 2008 landete eine Etage zu hoch. Christoph Fohsl, der nach Brugger-Sperre und statt dem nicht zur Verfügung stehenden Pachinger, in die Mannschaft gekommen war, machte seine Aufgabe, Michael Plavec aus dem Spiel zu nehmen, gut. Aber auch abgesehen von ihrem Kapitän präsentierte sich Wien United in Spiellaune und verstand es sehr gut nach den ersten Minuten den RFC-Spielfluss bereits im Keim zu ersticken. Noch leichter wurde es für die Hausherren, als nach einer Ecke in Minute 7 Qirin Esterhazy seinen Gegenspieler Fohsl (der in Folge dafür sein Gegenüber Plavec aber völlig aus dem Spiel nahm, mehr dazu später… ) abhängte und wuchtig einköpfte. Der frühe Rückstand und die vielleicht noch nicht ganz verdaute Niederlage der Vorwoche brachten Nervosität und zu viel Unordnung in die RFC-Reihen. Es folgte die vermutlich schlechteste Phase in dieser Herbstsaison. Bei einem Stangenschuss aus nächster Nähe konnte sich der RFC glücklich schätzen nicht 0:2 zurück zu liegen. In solchen Spielen braucht es einen brillanten individuellen Moment um in die Partie zurückzufinden. Dafür ist momentan ein gewisser Elia Steidl ein Spezialkanditat und nach einem der leider wenigen guten Bälle in die Spitze hätte Steidl beinahe seinen 12. Treffer erzielt – hätte, wäre er nicht vom gegnerischen Torhüter von den Füßen geholt worden. Ganz klare Sache – Penalty. Die fällige (rote?) Karte blieb aus. Zadrazil gab nach einem durchwachsenen Herbst den fälligen Elfmeter an Malvestiti ab. Dieser wusste genau was er zu tun hatte und versenkte das Spielgerät trocken. Mit dem Spielstand von 1:1, der gleichzeitig auch das Positivste der ersten Halbzeit war, ging es in die Pause. Scheinost zog die Konsequenzen und nahm seinen erneut unter seinen Möglichkeiten agierenden Kapitän vom Feld und brachte den schnellen Alex Plattner.
In Halbzeit zwei musste dringend mehr her. Das kam bei den RFC-Akteuren an. Gleich nach Anstoß von Wien United wurde der Ball gewonnen – ein Ruck ging durch die Mannschaft. Der RFC spielte nun besser, es wurde mehr in der Hälfte der Hausherren gespielt, doch die ganz großen Torchancen blieben weiterhin eher Mangelware. Wie war das mit dem 12. Meisterschaftstor für Elia Steidl nocheinmal? Genau, das war ihm ja im ersten Durchgang genommen worden. „Das 12. Tor muss aber her“, dachte sich wohl Steidl, zog aus ca. 18 Metern ab und mit einem kleinen Umweg fand der Ball den Weg ins Tor. Eine Riesenerleichterung ging durch die gesamte Mannschaft am Feld und auch auf der Bank. Jetzt folgte der große Auftritt von Michael Plavec. Nein, eine 5 Tor-Show wie im vergangenen Jahr kam jetzt nicht. Viel eher lieferte Plavec eine 5 Foul-Show. Somit hatte er sich schon mehr als oft genug für einen Platzverweis angeboten. War ihm vielleicht der ständige Schatten Christoph Fohsl zu viel geworden? Jedenfalls gab der sonst mit wenig Karten auskommende (großes Lob – keine Kartenflut und trotzdem alles unter Kontrolle) Schiedsrichter Auer dem Betteln nach und Wien United spielte ab Minute 74 zu zehnt. Jetzt sollte der Deckel drauf. Michi Miętki kam für Markus Raunig und die Chancen kamen jetzt auch. Doch das Glück beim Abschluss fehlte, vielleicht auch deshalb war noch ein wenig Fortuna in der letzten Spielminute übrig, als nach einem Freistoß der mit vorgeeilte Wien United Keeper den Ball im Strafraum kontrollieren kann und dessen Hereingabe nur dank des sensationellen Amos Postners entschärft werden kann! Aus! Schluss! HERBSTMEISTER!
Die 3 Punkte waren in der Tasche, das war das Wichtigste. Wer sich für Statistik interessiert kann gerne nachschauen was Herbstmeistertitel in der Vergangenheit für den RFC bedeutet haben. Wer nichts von Statistiken hält, der kann trocken analysieren, dass man jetzt einen Punkt als Joker mitnimmt ins Frühjahr, wenn es quasi wieder bei 0 losgeht. Fakt ist, dass man wieder an die Leistungen vom Beginn der Herbstmeisterschaft anschließen wird müssen, wenn das ganz große Ziel erreicht werden soll. Trotzdem, nach so einem sensationellen Herbst, bei dem Fans, Trainer und Mannschaft immer alles und mehr gegeben haben, ist es nur normal, dass irgendwann die Kräfte nachlassen. In diesem Sinn wünschen wir euch erholsame Feiertage, frohe Weihnachten und haben vor mit euch 2016 nach den Sternen zu greifen.
Startaufstellung:
01 Amos Postner, 45 Liam Hiscox, 77 Clemens Tauber, 32 Tomas Lima, 24 Roland Schützenhofer, 06 Michele Malvestiti, 55 Christoph Fohsl, 08 Valentin Zadrazil, 17 Elia Steidl, 19 Halil Özdek, 09 Markus Raunig
Wechsel:
42 Alex Plattner für Zadrazil (HZ)
21 Michi Miętki für Raunig (70.)
Tore: