Der Tag der Tage war gekommen. Das Spiel des Jahres war gekommen. Das von der Ausgangslage wahrscheinlich größte und schwierigste Match, das je ein RFC-Akteur gespielt hat, war gekommen. Der Spielplan wollte es so, dass sich die Mannschaft der WU und der RFC den Meistertitel nach einer langen und harten Saison im direkten Duell ausmachen würden. Es war ein echtes Endspiel.
Ein Sieg würde den RFC zum Meister machen, eine Niederlage aber umgekehrt zu 99 Prozent das Team der WU. Dabei schien eine Woche zuvor auch eine Niederlage des RFCs die Meisterpläne in keine unmittelbare Gefahr zu bringen. Doch es kam anders als gedacht. Der Grund dafür war nicht etwa eine selbstverschuldete Niederlage gegen Stammtisch 04, sondern ein Fantasieergebnis von 23:1 der WU über Wien United, das plötzlich und erstmalig in der Saison den Vorteil des Torverhältnisses auf die Seite der WU wechseln ließ. Der Interpretation des sportlichen Werts dieses 23:1 sei jedem selbst überlassen. Die Scheinost-Elf hatte an diesem Tag aber ohnehin vor mit einem Sieg einen Deckel auf diese Meisterschaft zu machen und die Spekulationen und die Wut im Lager des RFCs über die Geschehnisse der Vorwoche vergessen zu machen. So ging es also in der STAW-Arena in das größte RFC-Spiel aller Zeiten. Arena in seiner ursprünglichen Bedeutung ist wohl genau die richtige Beschreibung für den Schauplatz an diesem Tag: Viel Sand, viel Sonne, vorprogrammierte Schürfwunden und kein Ort an dem man sich gerne lange aufhält. Doch das war alles egal. In diesen 90 Minuten war jeder RFC-Spieler, jeder RFCler, jede RFClerin bereit am und abseits des Platzes Alles zu geben, um Alles zu gewinnen.
Hinein ins Spiel. Die ersten Minuten wurde erwartungsgemäß abgetastet. Schnell wurde das Spiel aber auch auf Grund des extrem engen Platzes sehr physisch. In Folge dominierten die Gastgeber das Spiel. Richtig gefährlich kam die WU aber selten bis gar nicht vor das Tor von Amos Postner. An dieser Stelle sei auch erwähnt, dass es sich rein publikumstechnisch längst nicht um ein Heimspiel für die WUler handelte. Getrieben von einem phänomenalen Anhang kam der RFC nach gut einer halben Stunde besser ins Spiel. Nach einer Unsicherheit in der WU-Abwehr kam Zadrazil am Strafraum-Eck zum Abschluss, doch verzog knapp über das rechte Kreuzeck. Die Angriffe häuften sich, oftmals konnte der RFC jetzt nur noch durch Fouls gestoppt werden. Und Freistöße sind bekanntlich eine Sache für Florian Brugger – kaum zu glauben, dass Brugger in dieser Saison noch nicht anschreiben konnte. Wen würde das noch interessieren, wenn es dieses eine Mal klappen würde? Wie groß wäre der Jubel? Die Antwort gab es Sekunden später. Wunderbar senkte sich das Spielgerät ins linke Kreuzeck. Es hätte keinen besseren Zeitpunkt für diesen Treffer geben können. Der Jubel grenzenlos, der Glauben es heute wirklich zu schaffen war nun überall zu spüren. Mit dem zusätzlichen Adrenalin aus dem Treffer kämpfte man sich in die Halbzeit. Im Schatten der Bäume schwor Coach Scheinost noch einmal die Mannschaft darauf ein als Soldaten das Ding nachhause zu spielen.
Genauso trat der RFC auch zum Beginn der zweiten Halbzeit auf. Das Spiel schien nun fest in RFC-Hand, doch mit Fortdauer der Partie kamen die Hausherren wieder besser in Fahrt. Scheinost nahm daraufhin Zadrazil vom Feld und brachte nach Verletzungspause Halil Özdek um den Sack zuzumachen. Selten dauerten Minuten so lange wie an diesem Nachmittag. Die Nervosität wuchs gleichzeitig von Minute zu Minute. Pachinger kam nun für Freistoßkönig Brugger. Aber es wäre nicht die Saison 15/16, wenn es nicht Elia Steidl gewesen wäre, der das tat, was er konstant über die gesamte Meisterschaft getan hatte. In Minute 85 netzte er nach einer Unordnung in der WU-Defensive zum 2:0. Nun brachen alle Dämme. Steidl wurde unter einem Turm von Spielern und Ersatzspielern an der Eckfahne nahezu erdrückt. Im Fanblock wurden die ersten Sektflaschen geöffnet. Almost there... 5 Minuten waren nun noch auf der Uhr. 5 Minuten, die mittlerweile 5 Minuten der absoluten Vorfreude waren. Vincent Moser und Michi Miętki waren mittlerweile auf dem Feld um Nichts mehr anbrennen zu lassen. Und dann pfiff Schiedsrichter Omeragic ein letztes Mal an diesem Nachmittag.
YES, YES, YES! Es war tatsächlich geschafft. Die dritte Meisterschaft in sechs Saisonen des Bestehens war gesichert. Würdiger als im direkten Duell hätte man diesen Titel nicht holen können. Alle Zweifel waren ausgeräumt. Man hatte sich belohnt für eine Saison in der jeder sein absolut Bestes geben musste, Woche für Woche, Spiel für Spiel. Nichts als das Beste waren auch die Fans gewesen, die im wahrsten Sinne des Wortes ein Feuerwerk zündeten. Als Coach Scheinost von der Mannschaft in die dunkelroten Rauchschwaden geworfen wurde, war wohl der Moment in dem jedem langsam klar wurde, was in dieser Saison erreicht wurde: Etwas Besonderes, von einem besonderen Verein, von ganz besonderen Leuten. Möge diese Saison, in der wirklich starke Teams wie WU oder Azzlack hinter uns gelassen worden sind, die Inspiration für viele weitere RFC-Märchen sein! Long live the RFC!!!
Startaufstellung:
01 Amos Postner, 45 Liam Hiscox, 77 Clemens Tauber, 32 Tomas Lima, 24 Roland Schützenhofer, 06 Michele Malvestiti, 10 Florian Brugger, 08 Valentin Zadrazil, 17 Elia Steidl, 22 Declan Hiscox, 55 Christoph Fohsl
Wechsel:
19 Halil Özdek für Zadrazil (66.)
07 Lukas Pachinger für Brugger (75.)
62 Vincent Moser für Fohsl (86.)
21 Michi Miętki für D. Hiscox (90.)
Tore: