Es war vielleicht nicht das wichtigste, aber wohl das außergewöhnlichste Spiel der RFC-Saison, das diesen Donnerstag in der Deniz-Bank-Arena von Ankerbrot stattfand. Es ging um den Einzug ins Viertelfinale des DSG-Cup, der RFC stand unter den 16 besten Teams der DSG, ein historischer Erfolg für den jungen Verein. Doch den ersten Rückschlag gab es schon vor dem Anpfiff. Etatmäßiger Stammkeeper Postner war universitär verhindert, Ersatz Wachter war verletzt, es musste Hofer ran. Hofer, eigentlich gefürchtetes Innenverteidiger-Flaggschiff der dieses Jahr so erfolgreichen Reservemannschaft, zog die Handschuhe über und stellte seinen Todesmut an diesem Abend zwischen den RFC-Pfosten unter Beweis. Ansonsten gab es keine Veränderung zum letzten Spiel gegen Torpedo, der RFC ging mit dem gewohnten 4-1-4-1 ins Spiel.
Nur war der Gegner physisch das stärkste, was die Wildschweine dieses Jahr präsentiert bekamen. Die Spieler von Ebu Hanife wirkten eher wie eine Armee als eine Fußballmannschaft. So nahm das Spiel von Anfang an eine körperbetonte Richtung, die der RFC nicht ganz mitgehen konnte. Anfangs war die Fußballwelt jedoch noch in Ordnung. Die ersten fünfzehn Minuten waren zugleich auch symptomatisch für diese Saison: der RFC schaffte es, Druck nach vorne zu erzeugen, anzupressen, den Ball schnell und zielgerichtet in die gegnerische Hälfte zu bringen. Eine wirkliche Chance wollte zwar nicht herausschauen, aber nach fünfzehn Minuten war das Ebu Hanife-Tor zumindest gut anvisiert. Doch dann kam, wie schon gegen Torpedo, der Einbruch.
Die Gegner rissen das Spiel mehr durch spielerische Gewalt als Eleganz an sich. Die Hand des Schiedsrichters saß relativ locker, was schnell zu vielen Fouls und (gelben) Karten führte. Diese beruhigten das Spiel jedoch nicht – eher im Gegenteil, es wurde nur noch ungeordneter. Immer wieder durchbrachen Diskussionen mit den Spielern oder Fans von Ebu Hanife das Spielgeschehen. Spielerisch war die Partie von beiden Seiten unansehnlich. Ebu Hanife feuerte ein paar Schüsse aus gefühlt dreißig Meter Entfernung weit am Kasten vorbei, der RFC biss sich im letzten Viertel immer die Zähne aus und brachte keinen wirklich gefährlichen Ball in den Strafraum. Nur ein Freistoß von Hauptmann, an dem Steidl am Elfmeterpunkt vorbeirutschte, kann mit gutem Willen als Torversuch gewertet werden. So waren wir bereits in der 45. Minute angelangt, als Hanife einen Freistoß aus gut 20 Metern zugesprochen bekam. Der Ball kam aufs Tor, sprang noch einmal unglücklich auf, Keeper Hofer ließ den Ball ebenso unglücklich abprallen – 0:1 in einer Partie, die sich keine Führung verdient hatte.
Die zweite Halbzeit begann etwas besser für den RFC. Gleich nach Wiederanpfiff verlängerte Laurin den Ball per Kopf, Zadrazil lief seitlich ein und kam vom Elferpunkt zum Abschluss. Der Keeper der Gastgeber war mit einem unglaublichen Reflex zur Stelle und konnte den Ball zur Ecke ablenken. Aber diese Aktion gab den Gästen wieder etwas Mut. Özdek kam in der 63. für Captain Zadrazil. Mittlerweile hatte sich Ebu Hanife komplett auf das Verteidigen beschränkt, was dem RFC etwas mehr Raum in der eigenen Hälfte gab und das Spiel nach vorne unter weniger Druck erlaubte. So kam es auch zu mehr Offensivaktionen der Wildschweine. In Minute 65. bekommt Broda einen Lochpass und läuft alleine auf das Tor zu, doch der Ball verspringt und schlägt eine andere Richtung ein als die Nummer 74. Ein wenig später schlägt Hauptmann eine Hereingabe von der rechten Seite in den Strafraum, die Özdek zwischen Strafraumgrenze und Fünfer quer legt, doch der Verteidiger kann vor Broda klären. In der 77. kommt dann noch Pachinger für Broda. In diesen letzten fünfzehn Minuten war der RFC etwas besser, doch die zwingenden Chancen blieben ebenfalls aus.
Erst dank einem typischen Steidl-Solo in der 81. Minute gelang die Wende. Auf der linken Seite tankte er sich durch, brachte den Ball in die Mitte, Özdek nahm an und zog staubtrocken ins Torwarteck ab – 1:1, alles war wieder offen. Dieses nicht unbedingt erwartete Tor verunsicherte Hanife. In der 88. Minute gab es dann noch Gelb-Rot gegen einen ihrer Spieler. Doch der RFC konnte in den letzten Minuten nichts mehr aus dieser Überzahl machen. Ziemlich pünktlich ertönte der Schlusspfiff - das bedeutete Elfmeterschießen. Bereits letzte Runde war es eine ganz starke Tormannleistung, die den RFC aufsteigen ließ, und auch diesmal sollte der Tormann eine tolle Leistung zeigen. Hofer war an drei gut geschossenen Elfern dran und hätte sich mehr verdient gehabt, einen begrub er regelrecht unter sich.
Doch leider verschossen Hauptmann und Pachinger, so dass Hanife das Elferschießen mit 5:4 für sich entscheiden konnte. Ganz unverdient ist dieser Sieg nicht, da Hanife es geschafft hatte, das Spiel in eine Schlacht zu verwandeln, mit der die Wildschweine nicht wirklich zu recht kamen. Dennoch ist ein Ausscheiden auf diese Art, nach einer durchaus erfolgreichen und guten Cup-Saison, sehr bitter. Aber wenn das Spiel erst mal verarbeitet wurde, bleibt im Schnitt das erstmalige Erreichen des Cup-Achtelfinales und eine klares Ziel fürs nächste Jahr: das Ernst-Happel-Stadion.
Startaufstellung:
25 Georg Hofer - 45 Liam Hiscox, 77 Clemens Tauber, 32 Tomas Lima, 24 Roland Schützenhofer - 57 Thomas Stiglbauer - 33 Robert Kolerovic, 06 Maximilian Hauptmann - 08 Valentin Zadrazil, 74 Laurin Broda, 17 Elia Steidl
Wechsel:
19 Halil Özdek für Zadrazil (63.)
07 Lukas Pachinger für Broda (77.)
Tore:
Man of the Match: