Über manche Partien spricht man lieber nicht. Die meisten Wiener Derbys gehören dazu, und die Gruppenphase der österreichischen Nationalmannschaft bei der EM in Frankreich sowieso. Letzten Samstag war es wieder so weit: Bierstube gegen den RFC. Lest den Spielbericht und übt euch dann in Schweigen, bitte. Selten gab es in dieser Saison eine Partie, in der die Wildschweine spielerisch so klar überlegen waren, dafür relativ wenig Torchancen kreierten, und letztlich auch noch verloren. Wie ist das möglich? Keine Ahnung, aber hier kommt zumindest der Spielbericht:
Die Gäste begannen im zentralen Mittelfeld mit Steidl und Hauptmann, Fohsl auf rechts, wo er in den letzten Spielen seinen Torinstinkt entdeckt hatte, Broda auf links und Özdek, gerade noch mit der Reserve als Tormann Meister geworden, im Sturmzentrum. Das Konfetti der Reserve-Meisterfeier lag noch auf dem Feld, als der Anpfiff ertönte. (An dieser Stelle: Noch mal Gratulation an die Reservisten!) Von Anfang an machte der RFC Druck. Immer wieder kamen Pässe in die Schnittstelle der Abwehr, auf Fohsl oder auf Roko, der als sehr offensiver Außenverteidiger agierte. Dennoch war die erste Halbzeit arm an Chancen, bloß ein Freistoß von Hauptmann landet bei Steidl, der den Ball aber aus spitzem Winkel nicht aufs Tor bringen kann. Ansonsten sind es viele Halbchancen, die Abschlüsse des RFC werden geblockt oder gehen am Tor vorbei. Zwingendes will sich nicht ergeben.
Bierstube hatte in der 45. Minute dann sogar die beste Gelegenheit der ersten Hälfte – der Ball kommt von der Seite in den Strafraum, Verteidiger wie Angreifer schlagen daneben, der Stürmer der Gastgeber nimmt den Ball aus der Drehung. Er setzt den Schuss knapp neben das Tor.
Die zweite Hälfte beginnt unverändert, und endlich klopft auch der RFC an. Steidl rückt auf die Seite, Fohsl geht in die Mitte. Hauptmann mit einem Lupfer über die Abwehr, Steidl zieht aufs Tor, geht an seinem Gegenspieler vorbei, der lässt das Bein stehen, Steidl geht zu Boden – doch die Pfeife des Schiedsrichters bleibt stumm. Nicht zum letzten Mal, wie sich zeigen sollte. Kurz darauf: Stiglbauer bekommt den Ball am Strafraum, kann schießen, entscheidet sich aber auf Steidl querzulegen, der von hinten in den Strafraum einsprintet. Ein Riss am Trikot, Steidl bleibt stehen – erneut kein Elfmeter.
Die Stimmung kippt langsam, die Wildschweine werden unruhig. In der 70. Minute dann die bisher größte Chance – Steidl zieht ab, der Tormann kann nur abprallen lassen, Broda schaltet am schnellsten, bringt den Ball aus fünf Meter aber nur an die Stange. Gleich darauf die ersten Wechsel: Zadrazil kommt für Özdek und Raunig für Broda. Immer wieder wird der RFC durch Ecken gefährlich, eine Hereingabe von Steidl gerät etwas zu weit für Raunig, danach geht ein Kopfball der Nummer 9 knapp am Tor vorbei. In der 75. Minute gibt es erneut Alarm im Strafraum. Hauptmann mit dem Außenrist auf Zadrazil, der läuft mit dem Ball von rechts in den Strafraum ein. Er legt sich die Kugel etwas zu weit vor, doch der gegnerische Verteidiger setzt früh mit einer Grätsche an und trifft nur die Beine des Kapitäns. Alle guten Dinge sind drei – zum dritten Mal deutete der Schiedsrichter auf Weiterspielen.
In der 85. Minute kommt dann der junge Basti für Hauptmann. Und dann die größte Ungerechtigkeit im Fußball, seit der Entlassung von Claudio Ranieri: In der 88. Minute bekommt Bierstube einen Freistoß an der Mittellinie zugesprochen. Der Ball wird länger und länger, senkt sich in den Strafraum, Lima und Postner sind sich nicht einig, wer denn jetzt hingehen soll, und der Ball fällt dem Stürmer von Bierstube auf den Rücken und von dort ins Tor – 1:0 für die Gastgeber, zwei Minuten vor Schluss. Die letzten fünf Minuten versucht der RFC noch einmal alles, aber bis auf eine Flanke und einen Freistoß über den Kasten des Gegners passiert nichts mehr.
Damit ist der RFC einmal mehr an seinem eigenen Spiel gescheitert. Gute Aktionen und ein beherztes Auftreten, eigentlich war alles da – aber der Ball wollte nicht rein. Eine kleine Unkonzentriertheit hinten, ein bisschen Pech und der Schiedsrichter war wohl auch nicht ganz unschuldig, dann geht man in dieser Liga als Verlierer vom Platz. Jetzt heißt es die richtigen Lehren aus dem bitteren Spiel ziehen, denn bereits nächstes Wochenende geht es gegen den Spitzenreiter (und so-gut-wie Meister) Spice Balls, mit denen der RFC noch eine Rechnung offen hat. Und jeder, der den RFC kennt, weiß: In der Hopsagasse ist alles möglich.
Startaufstellung:
01 Amos Postner - 45 Liam Hiscox, 32 Tomas Lima, 77 Clemens Tauber, 33 Robert Kolerovic - 57 Thomas Stiglbauer - 17 Elia Steidl, 06 Maximilian Hauptmann - 19 Halil Özdek, 74 Laurin Broda, 55 Christoph Fohsl
Wechsel:
08 Valentin Zadrazil für Özdek (73.)
09 Markus Raunig für Broda (74.)
Sebastian Parkner für Hauptmann (85.)