RFC LokDoebling Herbst2016 Cover

 

Allen war klar, dass es heute keine einfache Partie werden würde, als der RFC nach der Reserve und vor den Damen den Rasen des Hopsastadions am „Triple-Saturday“ betrat. Drei Stammspieler waren heute nicht mit dabei: Co-Coach und Rechtsverteidiger Roli Schützenhofer (so wird gemunkelt) war für ein intensives, halbjähriges Taktiktraining nach Kanada gereist, und Christoph Fohsl (Co-Coach in spe) bei einer (nicht seiner, Anm. d. Red.) Hochzeit zu Gast. Noch dazu fehlte Declan Hiscox verletzt. Der RFC musste improvisieren und mischte die Formation ordentlich durch. Auf der linken Abwehrseite durfte Michi Schachner ran, auf rechts verteidigte Alex Plattner, dem vor dieser Partie ein leichter Offensivdrang nachgesagt wurde. So viel sei verraten: Sie machten ihre Sache sehr gut und lieferten eine starke kämpferische Leistung ab.

Im defensiven Mittelfeld spielte diesmal der etatmäßige Linksverteidiger Liam Hiscox neben Maximilian Hauptmann. Auch er fand im Laufe der ersten Halbzeit immer besser in seine neue Position. Zu guter Letzt stand Tomas Lima bei Anpfiff noch am Wiener Hauptbahnhof und kämpfte mit den unmöglichen Reisebedingungen des österreichischen Nahverkehrs, weswegen Neuzugang Thomas Stiglbauer alias „Thomas Van der Stigl“ in seinem Debüt gleich zu einem Startelfeinsatz als Innenverteidiger kam.

Soviel zu den taktischen Änderungen, die, wie man sehen kann, nicht unbedeutend waren. So war es auch nicht verwunderlich, dass der Gegner am Anfang das Spiel übernahm. Lokomotive Döbling war ein physisch starkes, eingespieltes Team, mit stellenweise gutem Mittelfeldpressing. Nach einem Freistoß von Hauptmann nach zehn Minuten, der zwar knapp über die Mauer, aber auch knapp neben das Tor ging, kam vom RFC in der ersten halben Stunde nicht viel. Bereits beim letzten Spiel gegen Neusimmering hatte man gesehen, dass sich der RFC gegen körperlich robuste Gegner schwer tut – bei diesem Spiel wurde das erneut bewiesen. Kleine Unkonzentriertheiten führten immer wieder zu Problemen im Aufbauspiel, und vorne fehlte es noch an Ideen. Ein - wie immer – stark spielender Amos Postner zwischen den Pfosten verhinderte mehr als einmal eine frühzeitige Führung für den Gegner.

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Dennoch schien es nur eine Frage der Zeit, bis die Lokomotive zuschlagen würde – und in der 28. Minute war es soweit. Nach einem Freistoß des RFC gelang den Gegnern ein blitzsauberer Konter, der über drei Stationen die Nummer 9 alleine vor das Tor der Hausherren führte, wo für Amos Postner nichts mehr zu machen war – 0:1.

Doch der RFC gab nicht auf, und dieser Wille sollte sich auszahlen: In der 41. Minute Ecke von Hauptmann, der Ball senkt sich, am linken Strafraumeck wartet Markus Raunig. Im Wissen um die Anwesenheit des RFC TV-Teams steigt Raunig hoch, legt sich horizontal zum Boden und zieht ab. Was folgt ist der Grund, warum man freitags halbwegs nüchtern bleibt und samstags den Tinder-Dates eine Absage erteilt, warum man Woche für Woche auf die Fußballplätze dieser Nation pilgert, obwohl es Premier League im Fernsehen gäbe – ein absolutes Traumtor, vermutlich jetzt schon das Tor der Saison. Raunig trifft den Ball perfekt, er segelt über Freund und Feind hinweg und fährt ins rechte Kreuzeck ein. Da es sich so unglaublich liest, wie es ausgesehen hat, empfiehlt sich unbedingt die audiovisuelle Aufbereitung der Szene im RFC-TV.

Jedenfalls hatte der RFC damit seinen Ausgleich, und ein Ruck ging durch die Mannschaft. Noch vor der Pause hatte Steidl nach tollem Pass von Hiscox eine gute Gelegenheit, scheiterte aber an dem starken Gästekeeper. Nach der Pause veränderte sich das Spiel dann radikal und der RFC übernahm komplett das Ruder. In der 60. Minute kam Lima für Schachner, rückte auf die Innenverteidigerposition, wodurch Liam Hiscox wieder den Linksverteidiger geben konnte, weil Thomas Stigl ins defensive Mittelfeld wechselte. Ein einziger Spielertausch, drei taktische Änderungen, Spieler-Trainer Zadrazils Überlegung sollte voll aufgehen.

Wie bereits erwähnt war der RFC in der zweiten Halbzeit das spielbestimmende Team. Ein kleiner Überblick über die Chancen:

Liam Hiscox setzt sich gut auf links durch, legt den Ball nach hinten, aber die Lokomotive-Abwehr versammelt sich im Fünfer und ein Harakiri-Gestocher entschärft die Situation.

Hauptmann flankt von links flach in den Strafraum, Raunig legt nach hinten ab, der Schuss von Steidl geht knapp neben dem Tor vorbei.

Mit einem sauberen Doppelpass zwischen Hauptmann und Stigl wird das Lokomotive-Mittelfeld ausgehebelt, Hauptmann steckt auf Raunig durch, der nimmt sich den Ball mit, trifft ihn aber beim Abschluss nicht voll – der Goalie kann den Schuss entschärfen.

Nach einer Ecke kommt Popp – in der 80. Minute für Captain Zadrazil in die Partie gekommen – im Strafraum zum Abschluss, sein Ball geht aber über das Gehäuse.

Das RFC-Tor vereinsamt in den zweiten fünfundvierzig Minuten, Amos Postner sieht das Match aus der Manuel-Neuer-Perspektive. Die einzige echte Torchance der Gäste sollte auch gleich ihre größte im zweiten Durchgang sein – in der 90. Minuten kontern sie den aufgerückten RFC aus, flacher Ball in den Strafraum, der Abschluss prallt von der Latte wieder ins Feld. Ganz nach dem Motto „Wer das Tor nicht macht, bekommt es“, eine Fußballerweisheit, so alt und nervig dass sie einfach wahr sein muss, wäre Lokomotive fast in Führung gegangen.

So bleibt die letzte Großchance des Spiels dem RFC vorbehalten. Hiscox zieht noch einmal auf der linken Seite auf, spielt den Ball schön auf Steidl durch, der zieht nach innen und schließt ab – aber leider zu zentral. Danach ist Schluss. Nach zwei vollkommen konträren Spielhälften ist das Unentschieden wohl gerecht, aber gerade in der zweiten Halbzeit wäre mehr möglich gewesen. Allerdings macht genau diese Halbzeit auch Hoffnung auf mehr, denn der Spielfluss des RFC war teilweise wirklich gut. Nach den zwei letzten Spielen ist man jetzt wohl endgültig in der Oberliga angekommen – und bleibt nach vier Spielen weiterhin ungeschlagen.

 

Startaufstellung: 

01 Amos Postner - 15 Michael Schachner, 77 Clemens Tauber, Thomas Stiglbauer, 42 Alex Plattner - 45 Liam Hiscox, 06 Maximilian Hauptmann - 19 Halil Özdek, 17 Elia Steidl, 08 Valentin Zadrazil - 09 Markus Raunig

 

Wechsel:

32 Tomas Lima für Schachner (60.)

18 Lukas Popp für Zadrazil (80.)

 

Tore:

09 Markus Raunig

 

Man of the Match:

42 Alex Plattner

Nicht nur bei uns zählt jeder Euro:

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