RFC Salzachsturm Herbst2016 Cover

 

Es war ein fast schon schicksalhaftes Spiel, als der RFC heute im Hopsa-Stadion auf Salzachsturm traf. Der RFC hatte nur zwei Punkte Vorsprung vor dem heutigen Gegner, und bei einer Niederlage drohte ein Abrutsch in die dunkle, freudlose Tabellenregion rund um die Abstiegsplätze. Die Saison war bisher nicht so verlaufen, wie es sich viele RFCler vorgestellt hatten, das Pech war in den letzten Wochen ein ständiger Begleiter gewesen und das letzte Spiel gegen die Spice Balls war noch dazu die höchste Saisonniederlage gewesen.

Doch die Vorzeichen standen gut: Der RFC spielte mit jener Aufstellung, die ihm zu Beginn der Saison zwei Siege in Folge eingebracht hatte. Im zentralen Mittelfeld gaben sich Fohsl und Hauptmann die Ehre, Declan Hiscox kehrte auf den Flügel zurück. Auf der Bank nahm zum ersten Mal in dieser Saison Lukas Pachinger Platz, der sich in der Vorbereitung verletzt hatte. An dieser Stelle schon mal ein herzliches Willkommen zurück!

Doch der RFC schenkte all diesen Vorzeichen nicht viel Beachtung und befand sich die ersten fünfundvierzig Minuten in einem Zustand, der dem des Platzes glich. Um nicht zu ausfällig über diese desaströse Leistung zu schreiben, wird der Verfasser an dieser Stelle nicht mehr als ein einfaches, neutrales Wort verwenden, um die Form zu beschreiben: Scheiße.

Der Naturasen des Hopsa-Stadions, dessen einziges natürliches Merkmal an diesem Sonntag die Verwesung war und ihm das Gesicht eines Sunday-League-Fußballplatzes verlieh – was bedeutete, er sah aus wie eine albanische Kuhwiese vor Erfindung des Stroms – machte ein gepflegtes Fußballspiel so gut wie unmöglich. Der Ball rollte nicht, er floh förmlich um sein Leben und wollte jede Berührung vermeiden. Salzachsturm nahm die Herausforderung an und agierte mit hohen, weiten Bälle aus der Defensive in die Sturmspitze. Gegen den Ball standen sie hoch und pressten mit drei, vier Leuten bereits am Sechzehner des RFC. Ein Platz, der den kleinsten Fehler bestraft, und ein aktiver, hochstehender Gegner, machten es den Wildschweinen unmöglich, über das Mittelfeld Druck aufzubauen. Gleichzeitig standen die Hausherren tief und spielten Salzachsturm damit genau in die Hände.

In der 12. Minute konnten die Gäste zum ersten Mal einen RFC-Fehler ausnutzen – Declan Hiscox bekommt den Ball nicht unter Kontrolle, ein Klärungsversuch misslingt, der gegnerische Stürmer läuft alleine auf Postner zu, die restliche RFC-Mannschaft schaut zu – 0:1. Gedanken an das 1:4 am letzten Wochenende kamen auf und stürzten die ohnehin verunsicherte RFC-Mannschaft ganz ins Chaos. Kein Laufweg funktionierte, die Abstimmung zwischen den Viererketten war so harmonisch wie jene zwischen Russland und Amerika, und es schien die absolute Verwirrung in den Reihen der Heimischen zu herrschen. Wenige Chancen gab es dennoch – einmal Hauptmann mit einem Ball aus der eigenen Hälfte in den Lauf von Raunig, der sprintet allein auf den gegnerischen Tormann zu, schießt ihm aber direkt in die Hände. Das sollte die beste RFC-Chance in Hälfte eins bleiben. Noch zweimal kommt Raunig zum Kopfball, einmal nach Steidl-, einmal nach Hauptmann-Flanke, aber vor allem ist es Amos Postner zu verdanken, dass der Pausenstand nur 0:1 lautet. Ein ums andere Mal bleibt er Sieger im Eins-gegen-Eins und bringt die Stürmer des Gegners zur Verzweiflung.

RFC Salzachsturm Herbst2016 1

In der Pause war es dann soweit, und Co-Coach Fohsl, sonst bekannt als Quelle der Ruhe und Weisheit, reizte seine Stimmbänder auf das Maximum. Die taktischen Anweisungen für Halbzeit zwei hörte man vermutlich bis nach Hütteldorf, wofür Rapid dankbar sein kann, denn diese Pausenansprache zeigte Wirkung. Schwer zu sagen ob es die pure Angst ums Überleben war oder doch die Umstellung auf ein 4-1-4-1 mit Fohsl als Staubsauger und Hauptmann und dem Zauberer von Öz im zentralen Mittelfeld, jedenfalls veränderte sich das Spiel komplett. Nachdem man schon ein paar Mal am gegnerischen Kasten angeklopft hatte, war es in der 52. Minute endlich soweit. Ein Freistoß des RFC wird zuerst geklärt, doch Foshl chipt den Ball noch mal über die Abwehr, Hauptmann läuft von außen ein, gibt dem ebenfalls mitgelaufenen Lima höflich zu verstehen, dass er doch bitte wegbleiben soll, und befördert den Ball mit dem rechten Innenrist vom linken Fünfer in die rechte obere Ecke – neuer Spielstand 1:1.

Nur fünf Minuten später wird Steidl kurz vor dem Strafraumgelegt und Hauptmann tritt an. Jeder, der die letzten Trainings beobachtet hat, weiß, was jetzt kommt – ein Ball zwischen Genie und Wahnsinn, zwischen rauschender Ekstase und völliger Verzweiflung, zwischen linkem Kreuzeck und der endlosen Weite. Der Ball segelt über die Mauer, senkt sich – und knallt ans Aluminium. Er springt zurück ins Feld, kann aber geklärt werden. Doch die Wildschweine schütteln sich nur kurz und starten schon die nächsten Angriffe. Es sollte jedoch bis zur 70. Minute dauern, bevor sich das nächste Erfolgserlebnis einstellt. Özdek mit einer tollen Spieleröffnung aus dem eigenen Strafraum, die gegnerische Mitte ist nach einem Zucker-Doppelpass zwischen Raunig und Foshl ausgehebelt, und plötzlich ist der RFC mitten in einem Konter. Foshl legt in die Mitte auf Hauptmann, der nimmt sich den Ball mit, ist schneller als die zwei Verteidiger (ja, Sie haben richtig gelesen: schneller!) und schiebt den Ball am Keeper vorbei ins Netz – großer Jubel, Spiel gedreht, 2:1!

Doch nur zwei Minuten später erneut ein ärgerlicher Fehler, der zum Ausgleich führt. Vier RFC-Spieler versuchen einen hohen Ball im Strafraum zu klären, behindern sich gegenseitig, noch dazu ein Schubser am Rande des Erlaubten des gegnerischen Stürmers an Innenverteidiger Tauber – dann steht der Stürmer allein vor Postner und schießt aus kurzer Distanz zum 2:2 ein. Doch wer glaubt, der RFC gibt sich geschlagen, der kennt diese Mannschaft nicht. Der heutige Sonntag sollte den Hausherren gehören, man wollte den Sieg unbedingt. In der 78. Minute Einwurf Declan auf Hauptmann, der lässt den Ball prallen, Declan nimmt Maß und flankt genau zwischen Tormann und letzten Verteidiger, Steidl kommt mit seinem Tempo aus dem Rückraum gesprintet und wuchtet den Ball (mit dem Kopf? Mit dem Knie? Egal!) am Torhüter vorbei ins Netz. Das sechste Tor für Steidl in dieser Saison und das erlösende 3:2 für den RFC.

Dann gab es die ersten Wechsel. Der junge Prückler kam für Raunig und Pachinger mit seinem Saisondebüt für Declan. Sie sollten einen guten Einstand erwischen, denn nur eine Minute später gab es das entscheidende 4:2. Hauptmann mit einem Freistoß von rechts, Tauber steigt hoch und haut den Ball mit seinem Schädel aus Stahl unhaltbar in die rechte Ecke. In den letzten zehn Minuten kommt Salzachsturm noch ein paar Mal in den RFC-Strafraum, aber mehr als Halbchancen schauen nicht heraus. Umgekehrt setzt sich Liam Hiscox zweimal gut auf der linken Seite durch, verpasst aber das Abspiel. Beide Mannschaften sind schon ziemlich erschöpft, als der Schiedsrichter das Spiel schließlich beendet.

Der Jubel beim RFC ist natürlich groß. Alles, was sich in den letzten Wochen aufgestaut hatte – Frust über vergebene Chancen, der Ärger, als besseres Team dennoch nicht als Sieger vom Platz zu gehen, die Enttäuschung über die Niederlage in der vorigen Woche – all das konnte der RFC heute abwerfen und mit einer sehr guten Leistung in Hälfte zwei das Spiel drehen. Somit hat man sich wieder etwas abgesetzt in der Tabelle und steht auf Platz 6 von 12. Die große Frage vor den letzten drei Spielen in diesem Jahr ist natürlich: war das der viel zitierte „turn around“ für den RFC in dieser Saison?

Nächste Woche werden wir es sehen.

 

Startaufstellung: 

01 Amos Postner - 45 Liam Hiscox, 77 Clemens Tauber, 32 Tomas Lima08 Valentin Zadrazil - 06 Maximilian Hauptmann55 Christoph Fohsl - 22 Declan Hiscox, 17 Elia Steidl19 Halil Özdek - 09 Markus Raunig

 

Wechsel:

90 Philipp Prückler für Hiscox (76.)

07 Lukas Pachinger für Özdek (76.)

 

Tore:

06 Maximilian Hauptmann (x2), 17 Elia Steidl, 77 Clemens Tauber

 

Man of the Match:

TBA

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