RFC Neulandschule Herbst 2017

 

Mit der Neulandschule kam ein unbekannter Gegner ins Hopsastadion. Als Absteiger aus der DSG Liga durfte man den Gegner keinesfalls unterschätzen, und doch rangierte Neulandschule auf einem Abstiegsplatz und war klarer Außenseiter. Der Unterschied sollte aber kein großer sein – und das Spiel ausgesprochen dramatisch verlaufen. Zunächst zur Aufstellung: Vor Postner spielten Captain Zadrazil, Lima, diesmal in der Innverteidigung unterstützt von Fohsl, der für den verletzten Roko einspringen musste (Leistenprobleme), und Schützenhofer. Auf den Flügeln begannen wie gewohnt Hiscox und Zwickl, zentral Defensiv kehrte Özdek nach einer Gelb-Sperre zurück, in der Mitte spielten die wiedergenesenen Hauptmann (grippaler Infekt) und Steidl (Leiste). Stürmen durfte diesmal Raunig.

An dieser Stelle muss man vielleicht anmerken, dass ein nicht kleiner Teil der RFC-Mannschaft (alle) am Vorabend des Spiels dem Strafraumkraken, Flugkopfballweltmeister und Aufwärmexperte Markus Raunig zum Geburstag (wir verraten nicht welcher, aber es war ein toller) die gebührende Ehre erwiesen. Es konnte zwar keine Veränderung in der koordinativen Leistung der Nummer 9 festgestellt werden, wie sehr dieser Abend allerdings die sonstige Leistung des RFC beeinflusste, sei dahingestellt. Jedenfalls begann der RFC relativ bescheiden. Neulandschule zog sich zurück und überließ den Hausherren das Spiel. Doch die Wildschweine konnten nur durch Standards wirklich gefährlich werden. Nachdem Lima eine Ecke knapp neben das Tor setzte, traf er kurz darauf per Kopf die Stange. Einige Minuten darauf stand Zwickl nach einer Ecke am langen Pfosten alleine, nahm den Ball volley, traf aber nur das Außennetz.

Neulandschule setzte nur wenige Nadelstiche. Eine Ecke, ein Freistoß, aber nichts, was Postner in starke Bedrängnis gebracht hätte. Bis sich der rechte Flügelspieler von Neulandschule nach zwanzig Spielminuten auf der Seitenlinie durchsetzt und den Ball in Richtung langes Eck bringt. Dort wird er in den Rückraum abgelegt, und an der Strafraumgrenze kommt ein gegnerischer Spieler zum Abschluss – er trifft den Ball gut, der Ball schießt an Postner vorbei in die obere linke Ecke – 0:1 (21.). Die Taktik von Neulandschule hatte sich bezahlt gemacht. Selbst überließ man dem RFC das Spiel und setzte auf zwei flinke, dynamische und wendige Stürmer. Zwar konnte die Hintermannschaft der Wildschweine diese Stürmer die meiste Zeit gut in Schach halten, aber Neulandschule nutzte die erste (gar nicht so große) Chance eiskalt und ging in Führung. Der RFC tat sich weiterhin schwer, das Spiel zu machen – bis auf ein paar gefahrlose Distanzschüsse und Flanken, die in der Mitte keinen Abnehmer fanden, wurde kein Matchplan gefunden, um die Neulandschule-Defensive zu knacken.

So ging es mit einem knappen Rückstand in die Pause. Das Team des RFC kehrte unverändert aufs Feld zurück und die Ausrichtung für die zweiten 45 Minuten war brutal offensiv. Bereits nach einigen Spielminuten kommt eine flache Hereingabe von rechts, Steidl sprintet ein und nimmt den Ball im Laufen zwischen Fünfer und Elferpunkt direkt, doch der Neulandschule-Keeper zeichnet sich durch gute Reflexe aus und lenkt den Ball an die Stange. Dann kann Hauptmann aus zwanzig Metern abziehen, der gegnerische Tormann kann den Ball nur nach vorne abprallen lassen, direkt vor die Füße von Zwickl, doch der steht im Abseits. In der 66. Minute kommt dann Reither für Raunig und geht in die Innenverteidigung, während Fohsl die Sturmspitze übernimmt. Kurz darauf hat auch Fohsl aus aussichtsreicher Position die Chance auf einen Abschluss, doch der Ball geht über das Tor.

Der RFC dominiert jetzt das Spiel, doch es wirkt, als wolle der Ball nicht ins Tor. In Minute 77 scheint sich dann ein altes Fußballklischee zu bewahrheiten: wer das Tor nicht macht, der bekommt es. Neulandschule spielt einen Konter zu Ende, von der linken Seite kommt ein guter Wechselpass, Lima verfehlt den Ball mit dem Kopf knapp, der Stürmer von Neulandschule ist allein Richtung Tor und schiebt an Postner vorbei ein – 0:2 (77.). Das Spiel scheint gelaufen. Sollte man heute den Herbstmeistertitel endgültig aus der Hand geben?

Die Antwort hatte Ähnlichkeit mit der legendären Aufholjagd von Liverpool gegen Milan im Jahre 2005 (nur spielerisch fragwürdiger, leiser, unterbezahlter, und in schöneren Dressen). Zunächst zeigte Raunig die über Nacht entwickelte taktische Brillanz, indem er von der Bank für zwei Wechsel sorgte: Mietki kam für Zadrazil und Leonhardsberger für Schützenhofer (80.). Zehn Minuten waren noch zu spielen und der RFC hatte nichts mehr zu verlieren. Steidl rückte in den Sturm vor, womit jetzt folgende Konstellation entstand: vorne versuchten Steidl und Fohsl, irgendwie in den Strafraum von Neulandschule einzudringen. Auf der rechten Seite gab es mit Zwickl und Mietki zwei Offensivspieler, links mit Hiscox einen. Die Verteidigung bestand bloß noch aus Reither, Lima und Leonhardsberger. Hauptmann und Özdek bildeten die Mittelfeldzentrale und ließen sich tief fallen, um mit langen Bällen Torchancen zu erzwingen.

Und tatsächlich: Nachdem Hauptmann schon Hiscox auf die Reise geschickt hatte, dieser aber am Außenverteidiger gescheitert war, kommt der nächste Ball hoch zwischen letzten Verteidiger und Tormann. Steidl läuft dazwischen, umkurvt den Keeper und schießt aufs leere Tor – doch der Arm eines Neulandschule-Verteidigers geht in einer unnatürlichen Verrenkung dazwischen. Das gibt Elfmeter, und da beide nominellen Elfmeterschützen auf der Bank sitzen, tritt Fohsl an und knallt den Ball ins linke Eck – keine Chance für den Tormann, der Anschluss zum 1:2 (82.). In der 85. Minute eine Sekunde der puren Panik: Der aufgerückte RFC wird mit einem hohen Ball ausgekontert, es riecht ein wenig nach Abseits, als der Neulandschule-Stürmer alleine auf Postner zuläuft. Das ganze sieht aus wie eine Kopie des zweiten Gegentreffers, doch diesmal kann Postner den Ball zur Ecke ablenken. Etwa fünf Minuten später – Freistoß von der rechten Seite, ungefähr 35 Meter Torentfernung. Neulandschule hatte sich das ganze Spiel über schon anfällig bei Standardsituationen gezeigt, doch konnte der RFC kein Kapital daraus schlagen – bis jetzt. Fohsl bringt den Ball an die lange Stange, dort steht Steidl völlig alleine und köpft ein – Aufholjagd geglückt, 2:2 (89.).

Jetzt will der RFC mehr, er möchte das Unmögliche möglich machen. Mit dem ersten wirklich schönen Spielzug dieser Partie sollte dem RFC dies auch gelingen. Leonhardsberger auf der linken Seite auf Hauptmann, der mit einem Wechsler auf Reither, der spielt in die Spitze auf Fohsl, eine Drehung und Flanke auf die lange Stange. Dort wartet Mietki, der sich keinen besseren Moment für seinen 100. Scorerpunkt im Dress des RFC aussuchen hätte können. Er legt den Ball noch einmal quer, und wenn es einen Spieler gegeben hat, der diese Saison immer zur rechten Zeit am rechten Ort stand, dann ist es Sebastian Zwickl. Er drückt den Ball über die Linie – 3:2, Spiel in zehn Minuten gedreht, der Jubel ist grenzenlos. Die gesamte RFC-Bank ist auf dem Weg zur Eckfahne, wo sich ein kaminroter Menschenhaufen bildet.

Die letzte Aktion des Spiels gehört erneut dem RFC, Neulandschule hat sich aufgegeben. In der 94 Minute sieht ein Neulandschule-Verteidiger noch Gelb-Rot nach taktischem Foul an Steidl, einige Momente später spielt Mietki einen Lochpass auf Steidl, der ist alleine auf dem Weg zum Tor. Er kann auf Hauptmann querlegen, entscheidet sich aber für den Schuss – doch der Neulandschule-Keeper, der an diesem Tag einige starke Paraden gezeigt hatte, pariert. Der Ball ist aber noch scharf, Hauptmann will ihn über die Linie drücken, doch ein Neulandschule-Verteidiger ist zur Stelle und es kommt zum Pressball. Der Ball rollt in Richtung Tor, doch langsam genug, das ihn der Keeper mit den Fingerspitzen um den Pfosten drehen kann.

Damit ist das Spiel vorbei. 3:2 nach verrückten zehn Minuten. Man kann in diesem Spiel viel kritisieren – vom Zweikampfverhalten über die fehlende Spielintelligenz, von der schlechten Chancenauswertung bis zu den Unkonzentriertheiten bei den Gegentoren – aber am Schluss stehen 3 Punkte mehr auf dem Konto des RFC, und zwar wegen einem Willen und einer mannschaftlichen Geschlossenheit, die in manchen Spielen wichtiger ist als Ballbesitzfußball. Es sind solche Spiele, die retrospektiv als „meisterschaftsentscheidend“ gewertet werden.

Doch einen bitteren Beigeschmack hat dieser Sieg dennoch: denn damit hat Union Josefstadt auch in der Tordifferenz aufholen können und liegt jetzt mit dem RFC gleichauf. Dank der geschossenen Tore lag der RFC nach dieser Runde noch leicht vorne, doch Union Josefstadt konnte mittlerweile das letzte Spiel der Saison gegen Elite mit 0:2 für sich entscheiden und die Tordifferenz somit verbessern. Das bedeutet, der RFC muss sein letztes Match mit zwei Toren Unterschied gewinnen, will er als Erster in die Winterpause gehen. Nicht nur deswegen ist Unterstützung nötig. Es geht auch gegen einen Gegner, den der RFC nur zu gut kennt: Gegen die WU wurde vor zwei Jahren ein packendes Meisterschaftsrennen kurz vor Saisonende im direkten Duell entschieden. Ein hitziges Match ist vorprogrammiert, verlieren ist verboten. Doch der RFC weiß seit diesem Match (und dem Traumtor von (Ton)-Techniker Schützenhofer gegen Elite) aus eigener Erfahrung, dass im Fußball wirklich nichts unmöglich ist.

 

Startaufstellung: 

01 Amos Postner - 08 Valentin Zadrazil, 31 Tomas Lima, 55 Christoph Fohsl24 Roland Schützenhofer19 Halil Özdek45 Liam Hiscox, 06 Maximilian Hauptmann, 17 Elia Steidl27 Sebastian Zwickl - 09 Markus Raunig

 

Wechsel:

29 Fabian Reither für Raunig (66.)

50 Markus Leonhardsberger für Schützenhofer (80.)

21 Michi Mietki für Zadrazil (80.)

 

Tore:

55 Christoph Fohsl, 17 Elia Steidl, 27 Sebastian Zwickl

 

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