Es war ein Match mit Geschichte, das die Hinrunde des RFC am 11. Spieltag abschließen sollte. Gegen diesen Gegner mit klingendem Vereinsnamen hatte man sich bereits vor zwei Jahren, damals noch in der Unterliga, im direkten Duell auf dramatische Weise den Titel und Aufstieg gesichert. Mit einem Jahr Verspätung hat die WU jetzt nachgezogen und steht in ihrer Debütsaison in der Oberliga auf Rang 7, mit drei Punkten Vorsprung vor einem Abstiegsplatz. Für den RFC ging es um den Herbstmeistertitel – Josefstadt, die am Vortag gespielt hatten, führten die Tabelle mit 3 Punkten und einer Tordifferenz von +2 gegenüber dem RFC an. Die Rechnung war einfach: Gewann man 2:0 war man Herbstmeister, dank der geschossenen Tore. Das war das Ziel.
Der RFC begann in ähnlicher Formation wie im Cup-Spiel vor einigen Wochen gegen Gerasdorf. Im Tor Postner, davor Zadrazil, der wiedergenesene Roko, Lima und Schützenhofer. Auf den Flügeln Hiscox und Zwickl, Özdek auf der Sechs, Hauptmann und Fohsl im zentralen Mittelfeld und davor stürmte mit Vincent Moser ein Spieler, der Vorteile im Kopfballspiel hat, einen Ball abdecken und prallen lassen kann. Steidl fehlte verletzt, ansonsten konnte der RFC aber aus dem Vollen schöpfen. Der kleinere der zwei STAW-Plätze, das muss zum allgemeinen Verständnis noch angemerkt werden, sieht eher aus wie ein Schulsportplatz, den man sehr schlecht verkleidet hat. Sein Kunstrasen gibt sich nicht einmal Mühe, auszusehen wie ein Naturrasen. Noch dazu ist er so klein, wird man an der Eckfahne gefoult, kommt man im Strafraum zu Fall. Kurz: Mit seinen Dimensionen und der Beschaffenheit des Kunstrasens steckt in ihm so viel Fußballplatz wie in Hauptmann Kondition. So gesehen waren sie füreinander gemacht.
Der RFC startete gut in die Partie. Oft wurde Hiscox auf der linken Seite geschickt, fast jeder Abschlag des RFC mutierte zu einem gefährlichen Konter. Die Hausherren pressten nicht wirklich, was dem RFC beim Spielaufbau sehr entgegenkam. Durch das kleine Feld konnte meist bereits der Innenverteidiger einen gefährlichen Pass in Richtung gegnerisches Tor spielen. So kommt Hiscox nach Haken einmal im Strafraum zum Abschluss, ein anderes Mal verfehlt Moser eine Hereingabe knapp. Dann gibt es kurz Aufregung im RFC-Strafraum. Nach einem Freistoß aus dem Mittelfeld steht ein WU-Spieler am langen Pfosten ganz frei und schiebt zum vermeintlichen 1:0 ein – doch der Schiedsrichter entscheidet auf abseits. Keine Proteste der Gastgeber, es bleibt beim 0:0. Danach versucht es der RFC aus der Distanz, Fohsl, Özdek und Hauptmann prüfen den Keeper. Zwickl setzt sich einmal gut auf rechts durch, entscheidet sich für den Abschluss, scheitert aber ebenfalls am Tormann der Gastgeber.
Es ist ein Spiel in eine Richtung, die WU hat absolut keinen Zugriff, aber es will kein Tor fallen. Bis der RFC in der 34. Minute einen Freistoß bekommt, etwa 25 Meter Torentfernung. Fohsl überlässt Hauptmann die Kugel, und wer sich die letzten Monate auf den Trainingsplatz des RFC verirrt hat, der weiß, dass Hauptmann diese Freistöße unzählige Male geübt hat, und unzählige Male gescheitert ist. Aber wenn den RFC eines auszeichnet, dann, dass er ganz anders spielt als er trainiert. Hauptmann tritt an, die Kugel fliegt knapp über die Mauer, der Tormann streckt sich und ist noch mit den Fingerspitzen dran, aber die Kugel schlägt neben dem Pfosten ein – 1:0 (34.). Für alle, die den historischen RFC-Sieg vor zwei Jahren miterlebt haben: Es war ein Flo-Brugger-Gedächtnisfreistoß.
Danach geht es Schlag auf Schlag. In der 40. Minute ein langer Ball in den WU-Strafraum, Moser blockt die Kugel gut ab, der WU-Verteidiger begeht den Fehler, sich nur auf den Mann zu konzentrieren, weswegen der Ball kurz vollkommen frei liegt. Hiscox sprintet ein, schnappt sich die Kugel, zieht am Tormann vorbei, der unschlüssig war ob er herausgehen soll oder nicht und sich für ein Mittelding entscheidet - 2:0 (40.). Dann ist der RFC kurz zu zehnt, Özdek muss mit Problemen im Knie raus. Doch das sollte die Wildschweine nicht beeinträchtigen – Hiscox setzt sich auf links durch, bringt den Ball in die Mitte, und dort wartet wie so oft in dieser Saison Zwickl und schiebt zum 3:0 ein (43.).
Der Schiedsrichter pfeift zur Halbzeit. Der RFC ist spielbestimmend und führt komfortabel, alles sieht nach einem angenehmen Arbeitstag aus. Stand jetzt ist der RFC Herbstmeister, hat eine Tordifferenz von +1 gegenüber Josefstadt. Kein Tor mehr bekommen, noch mal nachlegen, das ist die Devise. Es sollte anders kommen. Zunächst kommt aber erst mal Reither positionsgetreu für den verletzten Özdek, der in der Kabine bleibt. Auch die WU stellt um, spielt jetzt mit zwei Stürmern und presst früher. Der RFC lässt sich auf das Spiel ein, versucht nicht mal mehr, von hinten aufzubauen, sondern knallt die Bälle nach vorne. Was folgt ist Desorientierung, kein Zugriff auf Löcher, Ball oder Gegner. Das Spiel läuft ganz einfach vorbei beim RFC. Kurz nach Wiederanpfiff haben die Wildschweine zwar noch eine Chance durch einen Hiscox-Abschluss, dann ist aber erst mal WU am Drücker.
Nachdem eine Flanke von außen von einem WU-Angreifer abgenommen und an die Stange gesetzt worden war, belohnen sich die Gastgeber in der 67. Minute. Vorher Pech, jetzt Glück – der RFC verliert im Mittelfeld den Ball, der Ball kommt auf die linke Seite, von dort will der WU-Flügelspieler flanken, die Kugel wird immer länger und schiefer und segelt über Postner hinweg ins Kreuzeck – ganz krumme Flugbahn, nix zu machen für den RFC-Schlussmann, 3:1 (67.). Der RFC versucht durch Wechsel das Ergebnis zu festigen. Für Moser kommt Raunig positionsgetreu (80.), für Zwickl kommt mit Leonhardsberger (83.) ein eher defensiverer Flügel. Doch die Rechnung sollte nicht aufgehen – der RFC bekommt auf rechts den Ball nicht weg, Flanke in den Strafraum, wo ein WU-Spieler ganz allein steht, sich den Ball annehmen und überlegt ins Eck abschließen kann – nur noch 3:2 (84.). Plötzlich ein Lebenszeichen des RFC - Leonhardsberger schickt Raunig in den Konter (mit einem gefühlvollen Außenristpass, das darf hier keinesfalls unterschlagen werden), Raunig zieht von rechts in den Strafraum, der Winkel ist spitz, der Abschluss geht knapp am langen Pfosten vorbei.
Die letzten Minuten waren damit noch mal richtig herzinfarktgefährdend. Doch von der WU kam nichts mehr, die letzte Chance gehörte wieder dem RFC. Bereits in der Nachspielzeit wird eine Ecke von der WU geklärt, Hauptmann nimmt sich den Ball in der eigenen Hälfte mit und ist schneller (bitte das zu vermerken) als sein Gegner. Er läuft über das ganze Feld, die WU hat nur noch den Keeper in der eigenen Hälfte gelassen. Doch Hiscox kann den Motor nicht abschalten und läuft in Hauptmann hinein. Der bleibt zwar am Ball, kommt aber ins Straucheln und der Abschluss fällt zu unplatziert aus, der WU-Keeper kann zur Ecke klären. Ärgerlich, mit diesem Tor hätte sich der RFC zum Herbstmeister krönen können. Dann ist Schluss.
Letzte Saison hätte der RFC eine solche Partie wohl noch aus der Hand gegeben, doch das ist nur ein schwacher Trost. Nach einer sehr starken ersten Hälfte haben die Wildschweine den Spielfluss komplett eingestellt. Einmal mehr hat sich gezeigt, dass der RFC kein Verwaltungsapparat ist, sondern nach vorne spielen muss, will er hinten sauber bleiben. Das hat man in der zweiten Halbzeit gänzlich versäumt und es somit spannender gemacht als notwendig.
Sei´s drum, jetzt geht es (zumindest in der Meisterschaft) erst mal in die Winterpause. Rückblickend bleibt eine sehr starke Hinrunde mit neun Siegen, einem Unentschieden und einer Niederlage. Zuhause konnte man überhaupt alle Spiele gewinnen. Punktegleich mit Josefstadt fehlt ein Tor im direkten Vergleich, man ist also wirklich allererster Verfolger. Und Herbstmeister ist wie ein Fünfziger-Schein im Steirereck – nett zu haben, aber man kann sich nichts drum kaufen. Auch die Cup-Wettbewerbe waren bis jetzt sehr zufriedenstellend. Nachdem man im Toto-Cup zum ersten Mal die 3. Runde erreichen konnte und dort gegen Gerasdorf eine mehr als akzeptable Figur abgab, kann man nächsten Sonntag im wirklich letzten Spiel in diesem Jahr den Aufstieg in die 4. Runde des DSG-Cups perfekt machen. Kommt noch einmal und helft dem RFC, einem seiner größten Ziele einen Schritt näher zu kommen: Road to Happel!
Startaufstellung:
01 Amos Postner - 08 Valentin Zadrazil, 31 Tomas Lima, 33 Robert Kolerovic, 24 Roland Schützenhofer - 19 Halil Özdek - 45 Liam Hiscox, 06 Maximilian Hauptmann, 55 Christoph Fohsl, 27 Sebastian Zwickl - 62 Vincent Moser
Wechsel:
29 Fabian Reither für Özdek (45.)
09 Markus Raunig für Moser (80.)
50 Markus Leonhardsberger für Zwickl (83.)
Tore:
06 Maximilian Hauptmann, 45 Liam Hiscox, 27 Sebastian Zwickl