Noch nie konnte man im Nachwuchszentrum der Vienna gewinnen, doch die Wildschweine hatten sich fest vorgenommen, diesen Makel gegen Elite 05, den Absteiger aus der DSG Liga, zu korrigieren. Nach dem letzten Spiel, das überzeugend gegen Irreal gewonnen werden konnte, war das Selbstvertrauen zurück. Doch viele Faktoren sollten heute das Spiel des RFC erschweren. Es gab wenig Überraschungen in der Startaufstellung. Vor Postner verteidigten Schützenhofer, Roko, Lima und Leonhardsberger, der für den verspäteten Zadrazil in die Startelf rutschte, davor räumte Özdek ab, die Zentrale bildeten Steidl und Hauptmann, auf den Flügeln spielten Hiscox und Zwickl, als Stürmer war heute Fohsl für Torgefahr zuständig.
Die ersten 15. Minuten begannen vielversprechend. Auf einem sehr kurzen Feld presste der RFC früh und setzte Elite stark unter Druck. Ohrenzeugen berichten, dass ein Elite-Verteidiger nach zehn Minuten ein „Wenn die das Tempo weitergehen, bin ich hin“ von sich gab. Es kam zu ersten Abschlüssen, nach Hauptmann-Ecke köpfte Lima knapp vorbei, kurze Zeit später kommt der Ball von der Grundlinie zu Fohsl, der auf Höhe des Sechzehners wartet, aber sein Abschluss kommt nicht durch. Kurz darauf prüft Özdek mit einem Weitschuss den Elite-Keeper, der den Ball stark parieren kann. Doch nach und nach lässt der Druck des RFC nach. Elite kommt zu einer guten Chance, als sich einer ihrer Flügel auf rechts durchsetzen und einen Ball in die Mitte bringen kann, doch der Stürmer kann die Flanke nicht verarbeiten. Insgesamt tut sich der RFC auf dem Feld schwer und Elite nützt den Heimvorteil konsequent. Mit wenigen Pässen in die Spitze versuchen sie, die Abwehr des RFC auf dem kleinen Feld zu überraschen. Gegen den Ball versammeln sie sich fast geschlossen in der eigenen Hälfte und machen das Spiel somit unglaublich eng. Dem RFC fällt dagegen kein gutes Rezept ein – immer wieder sind die Elite-Spieler schnell auf den Seiten und der Raum wird zu klein für Doppel- oder Lochpässe. Die Flügel des RFC hängen in der Luft, Lochpässe, die in der Hopsagasse einen gefährlichen Angriff einleiten, geraten hier zu lang und werden vom gegnerischen Keeper locker abgefangen.
So gibt es in der 28.Minute eine kalte Dusche: Eigentlich ist der Ball nach einer Ecke schon geklärt, doch ein Elite-Spieler bringt ihn aus dem Halbfeld auf die linke Seite, wo einer seiner Mitspieler sträflich allein gelassen wird. Dieser bedient seinen Stürmerkollegen im Fünfer, der zwar Probleme bei der Verarbeitung hat, den Ball aber dann doch an Postner und Roko vorbei ins Tor bringt – 0:1 (28.). Der RFC ist geschockt. Hiscox kann sich ein- oder zweimal auf links durchsetzen, aber seine Bälle finden keinen Abnehmer. Auch Steidl versucht sich an einem Abschluss zwanzig Meter vor dem Tor, doch bleibt an einem Gegenspieler hängen.
Mit dem knappen Rückstand geht es in die Pause. Insgesamt ist der RFC feldüberlegen und hat mehr Ballbesitz, doch das Spielfeld sowie die Taktik des Gegners kommen den Wildschweinen absolut nicht entgegen. Außerdem wurde das Spiel, vor allem in den letzten Minuten vor der Pause, immer zerfahrener. Viele kleine Fouls, der Schiedsrichter hatte keine klare Linie und zeigte grobe Unsicherheiten, was beide Mannschaften nicht gerade beruhigte. Coach Zadrazil gab für die zweite Halbzeit vor allem eines vor: lange Diagonalpässe auf die Flügel, um das Spiel schnell zu verlagern und die geringe Torentfernung auszunutzen. Ein guter Diagonalball konnte dazu führen, dass der Flügelspieler alleine vor dem Tor stand.
Und die ersten Minuten von Hälfte zwei machten Hoffnung. Hauptmann mit einem Lochpass auf Hiscox, der alleine Richtung Tor läuft, doch am letzten Verteidiger hängen bleibt. Der RFC kommt in dieser Phase vermehrt zu Eckbällen und Freistößen, in denen aber die letzte Konsequenz fehlt. In der 62. Minute ersetzt Moser Zwickl, Fohsl rückt auf die Seite, Moser in den Sturm. Kurz darauf kommt es zu einer brenzligen Situation – Steidl setzt zu einem Sprint durch die Mitte an, ein Elite-Verteidiger kommt von hinten angerauscht, rutscht wohl auch ein wenig aus und trifft Steidl hart. Dafür sieht er vom Schiedsrichter glatt Rot. Damit ist Elite für die letzten zwanzig Minuten in Unterzahl. Ein ähnliches Foul nur wenige Minuten später wird vom Schiedsrichter mit Gelb bestraft.
Doch auch die Hausherren kommen zu ihren Chancen. Nach einem Freistoß wird der Ball (von wem auch immer, ob eigener oder fremder Kopf war nicht auszumachen) verlängert und knallt gegen die Stange. Ein Konter des RFC wird unterbunden, indem ein Elite-Spieler den Ball einfach in Richtung RFC-Tor drischt – und dieser segelt fast über den überraschten Postern, die Latte rettet. Das alleine ist ein Zeichen, wie klein das Feld eigentlich war – „klärte“ der Elite-Spieler diesen Ball doch in der eigenen Hälfte. Doch der RFC gab nicht auf und arbeitete hart. In der 69. Minute war es dann endlich soweit – nachdem Elite eine Ecke klären kann, kommt der Ball zu Schützenhofer, der am linken Strafraumeck steht, sich den Ball herrichten und unbedrängt abziehen kann. Noch leicht abgefälscht knallt der Ball genau ins rechte Kreuzeck – ein Traumtor und der langersehnte Ausgleich. In einer Partie wie dieser brauchte es wohl einen Akt der Gewalt, um die Torsperre zu durchbrechen.
Nur zwei Minuten später: Fohsl bringt einen Freistoß in den Strafraum, Lima steigt am höchsten und köpft ein – 2:1 für den RFC, Spiel gedreht (71.). Die Moral bei den Hausherren ist sichtbar im Keller. In der 80. Minute ersetzt Zadrazil positionsgetreu Schützenhofer. Kurz darauf ein langer Ball über die aufgerückte Elite-Abwehr, Fohsl läuft auf den Tormann zu, kann ihn überheben, prallt daraufhin aber mit ihm zusammen – Moser drückt den Ball über die Linie. Doch der Schiedsrichter entscheidet auf Stürmerfoul. Damit wäre die Sache wohl gelaufen gewesen, so wird die Endphase noch einmal sehr hitzig. Beide Teams lassen keine Aktion unkommentiert, das Spiel gleitet dem Schiedsrichter immer mehr aus der Hand. In der 82. geht der leicht angeschlagene Steidl vom Feld, für ihn kommt Reither in die Partie.
Und dann die 89. Minute, ein letzter Freistoß für Elite dreißig Meter vor dem Tor. Der Ball senkt sich in den Strafraum, ein Elite-Spieler kommt zum Kopfball, Postner kann noch parieren, doch der Ball springt genau vor die Füße eines Schwarz-Weißen, der den Ball zum 2:2 in die Maschen haut – Ausgleich in letzter Minute. Dann war die Luft draußen. Auch die fünf Minuten Nachspielzeit bringen keine Wende mehr, der RFC gibt in Überzahl das Spiel in letzter Minute aus der Hand und büßt wichtige Punkte im Titelkampf ein.
Wieso? Tatsächlich hatte das unglückliche Auftreten heute viele Gründe. Vor allem schaffte der RFC nicht, sich an das kleine Feld anzupassen und sein gewohntes Pressing durchzuziehen. Das Spiel wurde durch die geringen Abstände zu hektisch, zu schnell, es kam zu vielen unnötigen Ballverlusten, auch weil Elite die Räume gut eng machte. So konnte der RFC sich weniger klare Torchancen erspielen als bei der Niederlage gegen Josefstadt. Auch hätten die Wildschweine, mit der Führung im Rücken, sicherer und souveräner agieren müssen. Doch man ließ sich von einem inkonsistenten Schiedsrichter und der eigenen Nervosität zu sehr beeinflussen. Symptomatisch dafür war der Ausgleichstreffer durch einen Freistoß, bei dem die Ordnung nicht mehr stimmte.
Das alles ist im Fußball aber nicht von Bedeutung, das einzige was zählt ist das Ergebnis, das nach 90. Minuten auf der (nicht vorhandenen) Anzeigetafel steht. Und das fühlte sich dieses Mal wie eine Niederlage an. Doch der RFC hat gar keine Zeit, zu lange über dieses Spiel nachzudenken. Bereits am Dienstag kommt es im Toto-Cup zum Aufeinandertreffen mit Gerasdorf, das einzige Spiel in dieser Saison, in der die klare Außenseiterrolle dem RFC zufällt. Egal wie dieses Spiel ausgeht, besonders wichtig wird sein, wie man diese englische Woche abschließt – am Wochenende gegen den Tabellenletzten aus der Alxingergasse. Eins ist klar: Der RFC darf sich im Endspurt keine Fehler mehr erlauben.
Startaufstellung:
01 Amos Postner - 50 Markus Leonhardsberger, 31 Tomas Lima, 33 Robert Kolerovic, 24 Roland Schützenhofer - 19 Halil Özdek - 45 Liam Hiscox, 06 Maximilian Hauptmann, 17 Elia Steidl, 27 Sebastian Zwickl - 55 Christoph Fohsl
Wechsel:
62 Vincent Moser für Zwickl (62.)
08 Valentin Zadrazil für Schützenhofer (80.)
29 Fabian Reither für Steidl (83.)
Tore:
24 Roland Schützenhofer, 31 Tomas Lima