Die Ausgangslage für das heutige Spiel war klar: der RFC konnte (zumindest kurzzeitig) Platz eins übernehmen, für Alxingergasse ging es um den ersten vollen Punktgewinn – denn bis auf drei Unentschieden wurden alle Spiele verloren. Doch der RFC konnte gegen das Tabellenschlusslicht in der letzten Saison nicht gewinnen. Auch verfügt Alxingergasse über einen schnellen und abschlussstarken Außenstürmer, auf den es aufzupassen galt. Zu guter Letzt markierte dieses Match den Schlusspunkt einer englischen Woche (beschissenes Wetter und drei Spiele in sieben Tagen). Erneut mussten die Coaches Zadrazil und Schützenhofer improvisieren, da Steidl mit einer Leistenverletzung ausfiel und Fohsl, im letzten Ligaspiel noch Stürmer, bei einer Familienfeier weilte (Taktik-Leaks: „Raunig als Stürmer?“ „Was sonst?“). In den hinteren Regionen blieb der RFC jedoch unverändert – Postner im Kasten, davor Schützenhofer, Lima, Roko und Zadrazil. Die Statistik gibt dieser Konstellation recht, stellt der RFC mit nur 8 Gegentoren immerhin die beste Defensive der Liga. Davor Özdek, die Zentrale wurde zum ersten Mal in dieser Spielzeit von Hauptmann und Moser gebildet. Auf den Seiten Zwickl und Hiscox wie gewohnt, als Sturmtank – es wurde schon erwähnt – Raunig, der Gerüchten zufolge im Strafraum geboren wurde (und anderen Gerüchten zufolge diesen seitdem nicht verlassen hat). Er sollte mit seiner Physis, Kopfballstärke und gutem Stellungsspiel die robuste Abwehr der Gäste vor Probleme stellen.
Die ersten Minuten begannen gut, der RFC kam zu ersten (ungefährlichen) Abschlüssen, Alxingergasses Aufbauspiel wurde durch Pressing unterbunden. Ein Kopfball von Lima nach einem Eckball segelte an der rechten Stange vorbei, ein Schuss von Hauptmann geht knapp übers Tor. Doch nach der ersten Vierstelunde wird der RFC langsam unkonzentriert. Zu leicht scheint die Aufgabe, wenn man am Dienstag noch im Cup gegen Gerasdorf spielt (und immerhin einmal die Stange trifft!Einself!), was kann der Ligaalltag schon für Schwierigkeiten bereit halten? (Ein Gefühl, das sonst wohl nur Teams wie BATE Borisov kennen.) Jedenfalls schleichen sich leichte Abspielfehler ein, die Rückwärtsbewegung wird nicht konsequent mitgemacht, das Pressing ist zu lasch. Auch die neu formierte Mittelfeldzentrale aus Hauptmann und Moser läuft noch oft falsch, mal lässt sich der eine zu weit auf die Seite ziehen, dann macht der andere Räume zu statt auf. Das gifpelt in einer Slapstick-artigen Situation, als sich Hauptmann und Moser gegenseit umrennen und dadurch Raum für einen Gegenangriff bieten. Doch auch die anderen Spieler des RFC profilieren sich vor allem mit Fehlpässen. In dieser Phase kommt es dann auch zur größten Chane der Gäste in diesem Spiel – der Ball wird auf der linken Seite hoch nach vorne gespielt, es kommt zu Unstimmigkeiten zwischen Außen- und Innenverteidigung beim RFC, der Alxingergasse-Stürmer ist durch und zieht aus zehn Metern, etwas schräg vor Postners Kasten, ab. Der Ball schlägt an die Außenstange und von dort ins Aus. Das war die große Chance, mit einem Rückstand wäre es ein sehr unangenehmer Tag geworden. Mit etwas Glück bleibt es beim 0:0.
Danach wacht der RFC etwas auf. Nach etwa 35. Minuten spielt Hauptmann einen Lochpass auf Raunig, der gut einläuft, den Keeper umkurvt und von diesem zu Boden gerissen wird – Elfmeter für den RFC. Captain Zadrazil nimmt sich der Sache an, schießt den Ball ins rechte untere Eck – aber der Keeper ist schnell unten und pariert. Doch jetzt hat der RFC Blut geleckt. Kurz vor der Halbzeit dann das erlösende Führungstor: Zadrazil bekommt den Ball auf der linken Seite, etwas im Rückraum der Abwehr, fünf Meter außerhalb des Strafraums. Seine Flanke wird immer länger, am langen Pfosten steht Zwickl vollkommen alleine und drückt den Ball zum 1:0 über die Linie (45.).
Danach ist Halbzeit. Die beiden Coaches halten dem RFC eine inspirierende Halbzeitrede („Des wor weniger als nix“), das Team ist wie elektrisiert. Die zweite Halbzeit sollte tatsächlich um vieles besser werden. Der RFC ist spielbestimmend, immer wieder wird der Ball gut in den eigenen Reihen gehalten. Das Aufbauspiel von hinten funktioniert viel fluider als in Hälfte eins, die ganze Mannschaft scheint zumindest mehr in Bewegung. Das führt in der 58. Minute zu einer Kombination auf der rechten Seite, Zwickl bringt den Ball in die Mitte, Hauptmann dreht sich um den letzten Verteidiger Richtung Elferpunkt, doch wird von seinem Gegenspieler am Standbein getroffen und zu Fall gebracht. Das Geräusch hallt durchs Stadion, für den Alxingergasse-Abwehrspieler ist es eine Eiche, die in unmittelbarer Nähe gefällt worden ist, für alle andere ein Fuß, der einen Knöchel trifft, und daher der zweite Elfmeter des Tages. Schützenhofer tritt an, er hat in dieser Saison bisher immer sicher verwandelt. Doch der gegnerische Keeper wusste um Schützenhofers spielerische Raffinesse und seinen Plan, den Ball entgegen seines Naturell nicht elegant ins Eck zu schlenzen, sondern mit voller Wucht in die Mitte zu knallen – nach dem Motto: Tu, was man am wenigsten von dir erwartet. Somit kann der Keeper den Strafstoß mit der Fußspitze prallen lassen, doch der Ball fällt vor die Füße von Schützenhofer, der sich die Nachschuss-Gelegenheit nicht nehmen lässt und den Ball diesmal wirklich elegant ins Ecke befördert – 2:0 (58.).
Gleich darauf der zweite Schlag und die Spielentscheidung. Eine Hauptmann-Ecke fällt Lima direkt auf den Kopf, der bringt den Ball Richtung Tor, und drei Meter vor der Torlinie lässt sich Vincent Moser Richtung Boden fallen mit einer Schnelligkeit und Beweglichkeit, wie sie normalerweise nur durch jahrelanges Aufwärmen mit Christoph Fohsl erlangt werden können, und befördert den Ball per Flugkopfball ins Netz – 3:0 (63.). Danach tut sich nicht mehr viel. In der 70. Minute kommt Leonhardsberger positionsgetreu für Zadrazil, ebenso in der 81. Reither für Vincent Moser und in der 85. Clemens Moser für Raunig. Der RFC lässt den Ball gut in den eigenen Reihen zirkulieren, bis auf eine gefährliche Torchance der Gegner, nachdem Özdek den Ball im eigenen Strafraum nicht ins Aus befördern sondern abdecken will, was misslingt. Der Ball landet bei einem Alxinger-Stürmer, dessen Schuss kann Postner jedoch parieren. Auf der anderen Seite hat Zwickl noch eine gute Abschlussmöglichkeit nach flacher Hereingabe von Hauptmann, der Ball geht aber über das Tor. Einziger Wehrmutstropfen: Özdek holte sich in diesem Spiel seine fünfte Gelbe, er wird also nächstes Wochenende fehlen.
Das war´s, ein schwieriges Spiel endet mit einem deutlichen Sieg für den RFC. Besonders in Halbzeit eins war nicht alles Gold was glänzte (und es glänzte nicht besonders viel), aber gerade solche Spiele muss man gewinnen, wenn man am Ende des Tages oben stehen will. Und das tut der RFC auch, denn Union Josefstadt verlor das Montagabend-Spitzenspiel gegen Torpedo 03 und überlässt dem RFC – punktegleich, aber mit dem schlechteren Torverhältnis – die Tabellenspitze. Voerst, denn noch sind drei Runden zu spielen, in denen nichts anderes das Ziel sein darf als 9 Punkte. Der RFC darf sich auf keine Rechenspiele einlassen, denn wie heißt es so schön (?): Auf den anderen schauen hilft vielelicht beim Liebesspiel, aber sicher nicht auf dem Fußballplatz.
Startaufstellung:
01 Amos Postner - 08 Valentin Zadrazil, 31 Tomas Lima, 33 Robert Kolerovic, 24 Roland Schützenhofer - 19 Halil Özdek - 45 Liam Hiscox, 06 Maximilian Hauptmann, 62 Vincent Moser , 27 Sebastian Zwickl - 09 Markus Raunig
Wechsel:
50 Markus Leonhardsberger für Zadrazil (70.)
29 Fabian Reither für Moser (81.)
31 Clemens Moser für Raunig (85.)
Tore:
27 Sebastian Zwickl, 24 Roland Schützenhofer, 62 Vincent Moser