Die Kroaten waren wie der RFC mit 6 Punkten aus 3 Spielen in die Saison gestartet. Es war also ein Sechs-Punkte-Spiel – eine Niederlage würde in der ohnehin schon engen Tabelle ein Abrutschen nach unten bedeuten, während ein Sieg nach oben hin alles möglich machte.
Bei wunderbarem Sonnenschein und angefeuert von den euphorischen (und dem Sonntagmorgen-Bier nicht abgeneigten) Fan-Delegation von Fortschritt Floridsdorf (die Zeile „Das Leben ist kein Spiel, Valentin Zadrazil!“ ist patentwürdig) startet der RFC mit Sassmann im Tor, davor bildeten Roko und Bottesch die Innenverteidigung, flankiert wurden sie von Schützenhofer und Fohsl. Die Sechs bekleidete etatmäßig (bei uns eher: ehrenamtlich) Özdek, davor spielten Gerner und Zadrazil im Zentrum. Auf den Flügel starteten wie gewöhnlich Zwickl und Renato, im Sturm durfte Prückler ran.
Die Gäste wirkten anfangs etwas desorientiert. Erst kurz vor Anpfiff schafften sie es, die elf Spieler zusammenzubekommen – gefunden hatten sie sich allerdings da noch nicht. So waren es die Wildschweine, die das Spiel bestimmten. Immer wieder kam es zu Durchbrüchen auf den Seiten, manchmal tauschten Prückler und Zwickl Positionen, um zusätzliche Möglichkeiten zu eröffnen. Doch der berüchtigte letzte Ball fehlte – eine Prückler-Hereingabe war zu ungenau, Özdek köpfte nach einem Freistoß knapp neben das Tor, doch es sollte dauern, bis sich der RFC belohnen konnte. In der 25. Minute dann ein hoher Ball auf rechts, wo Renato startet. Der Tormann kommt etwas übermotiviert aus seinem Kasten, Renato sieht das und hebt den aufspringenden Ball gefühlvoll über den Keeper – aus rund 20 Metern schlägt der Ball auf der Torlinie auf und springt unter die Latte, 1:0 (25.) Das schöne Tor sollte dem RFC Auftrieb geben. Und was war mit Croatia? Bis auf die schnelle, wendige und Aggressionspotential abbauende Nummer 9 auf der Seite (nach ein paar kroatischen Höflichkeitsfloskeln an den Linienrichter wegen einem Abseits kontert dieser mit einem Wienerischen "Beim nächsten Moi fongst da ane") wirkten die Gäste relativ ideenlos – und der Neuner wurde gut von Schützenhofer aus dem Spiel genommen, wenn nötig kam Bottesch zum Doppeln. Nur einmal muss sich Schützenhofer todesmutig in einen Schuss des Gegners grätschen und lenkt diesen zur Ecke ab, ansonsten ist die Chancenausbeute der Kroaten ziemlich mager.
Obwohl der RFC also kaum selbst in Gefahr geriet, drohte man, sich an das Tempo des Gegners anzupassen. Kurz vor der Pause fällt dann doch das so wichtige 2:0 – eine scharfe Ecke von Zadrazil wird vom Croatia-Verteidiger per Kopf ins eigene Tor gelenkt (44.). Direkt nach der Pause die vermeintliche Vorentscheidung – einem Verteidiger von Croatia rutscht der Ball durch, Zwickl spielt seine Schnelligkeit aus und schiebt allein vor dem Tormann ein, 3:0 (46.).
Doch nur zwei Minuten später bekommen die Kroaten einen Freistoß in der Nähe des RFC-Strafraums zugesprochen. In bester Darijo Srna-Manier (der, wie man ja weiß, der Juninho Kroatiens war, nur mit viel mehr Gewalt gegen den Ball) zirkelt der Croatia-Spieler die Kugel über die Mauer und via Innenstange ins Tor – Anschlusstrefer, 3:1 (48.).
Allerdings ist der RFC heute physisch einfach zu überlegen. Fitter, schneller und zielstrebiger, lassen die Wildschweine den Gegner nicht zurück ins Spiel. Nach einem Gestocher im Strafraum von Croatia schaltete Renato am Schnellsten und zeigt, dass er es auch effizient kann: Mit der Pieke in den Winkel, 4:1 (57.). Nach seinem ersten Tor für die RFC-Kampfmannschaft letzte Woche schlägt er heute gleich doppelt zu – der 30er bekommt ihm gut.
Dann wechselt der RFC das erste Mal: für den (nicht-gelb verwarnten, Anm. d. Red.) Özdek kommt Reither ins Spiel (63.). Was man heute bemängeln kann, ist die Konzentrationsfähigkeit der Hausherren, genauso wie die des Spielberichterstatters, denn der passt einmal kurz nicht auf und schon steht es 4:2 (66.): Schützenhofer mit Pass zur Mitte, genau zum Croatia-Spieler, und dann war plötzlich Tor (danke an die detaillierte Berichterstattung, Fabo!).
Coach Fohsl reagiert und schickt für Prückler den allzeit gefährlichen Raunig ins Spiel (67.), doch wirklich spannend wird es nicht mehr, die Luft ist draußen bei den Gästen. Den Schlusspunkt setzt der RFC: Ähnlich wie beim dritten Tor ermöglicht ein technischer Fehler des Croatia-Abwehrspielers Zwickl mit dem Ball allein Richtung Tor zu laufen, der Keeper kann den ersten Schuss zwar noch parieren, gegen den Nachschuss ist er jedoch machtlos – 5:2 (75.).
In der 76. kommt dann noch Parkner für Renato, doch die Teams haben sich bereits mit dem Spielstand abgefunden. Es passiert nichts mehr und der Schiedsrichter pfeift ab – ein unterhaltsamer Spieltag ist damit zu Ende. Der RFC zeigte sich insgesamt abschlussstärker als in seinen ersten Partien, kann allerdings leichte Unkonzentriertheiten noch nicht ganz abstellen. Auch soll angemerkt werden, dass die Croatia-Spieler sichtlich mit dem Naturrasen zu kämpfen hatten – das Rückspiel auf Kunstrasen kann da ganz anders aussehen.
Am Ende zählt allerdings, was auf der Anzeigetafel steht (oder zumindest im Online-System), und das ist ein komfortabler RFC-Sieg. Mit 9 Punkten liegt man einen Punkt hinter Tabellenführer SK 10, keine Mannschaft hat bisher alle Punkte mitnehmen können, die Saison wirkt ausgeglichener als letztes Jahr. Dabei darf man die nächste Partie gegen Neulandschule nicht auf die leichte Schulter nehmen, hat diese doch gegen drei starke Teams jeweils ein Unentschieden erreicht und liegt etwas unglücklich mit 4 Punkten im hinteren Tabellendrittel. Wird der RFC seine Siegesserie fortsetzen können? Und gibt es eine zweite Strophe des Zadrazil-Fangesangs? All das und vieles mehr dann im nächsten Spielbericht!
Startaufstellung:
01 Philipp Sassmann - 55 Christoph Fohsl, 33 Robert Kolerovic, 04 Fabian Bottesch, 24 Roland Schützenhofer - 19 Halil Özdek - 20 Renato Gherghinescu, 08 Valentin Zadrazil, 38 Simon Gerner, 27 Sebastian Zwickl - 90 Philipp Prückler
Wechsel:
29 Franz-Fabian Reither für Özdek (63.)
09 Markus Raunig für Prückler (67.)
17 Sebastian Parkner für Renato (76.)
Tore:
2x Renato, 2x Zwickl, ET