Die Reserve des RFC startete mit einer Woche Verspätung in die Meisterschaft, denn der Rückzug von Royal Vienna verhinderte ein royales Aufeinandertreffen. Somit ging es gegen Milord, die allerdings ebenfalls personelle Probleme hatten. Durch eine Überschneidung mit einem Spiel der Kampfmannschaft konnten die Gäste überhaupt nur zehn Spieler stellen. Der RFC hingegen lief mit elf Mann auf, die wie folgt aussahen: Im Tor startete Wachter, davor bildeten Hofer und Hauptmann die Innenverteidigung. Ettrich hatte im letzten Moment mit Knieproblemen absagen müssen, weswegen Hauptmann in seinem ersten Spiel seit November 2017 als Innenverteidiger starten durfte, eine Position weiter hinten als gewöhnlich. Flankiert wurden sie von Bauer und Leonhadsberger. Die Sechs gab Captain Kodritsch, das zentrale Mittelfeld bildeten Sahlender und Sassmann. Über die Flügel kamen Popp und Mietki, im Sturm startete Kamill.
Und in der ersten Hälfte konnte man dem RFC auch nicht vorwerfen, nichts für das Spiel zu tun. Sicher, man hätte einige Angriffe noch schneller herausspielen können, doch die Chancen waren zur Genüge da. Hauptmann setzte jeweils Kamill und Popp ein, Kamill schoss neben das Tor, Popp hatte Schwierigkeiten, den Ball unter Kontrolle zu bringen. Die Wildscheine gaben gefühlt zehn Schüsse aufs Tor ab, doch keiner konnte wirklich gefährlich werden.
Die Taktik von Milord war einfach: Neun Mann versammelten sich vor dem eigenen Strafraum und suchten mit weiten Abschlägen ihren einzigen Offensivmann, die Nummer 10, die dafür ein ständiger Gefahrenherd war – schnell auf die ersten Meter und eine gute Ballkontrolle. Doch in der ersten Hälfte ließ der RFC auch kaum etwas zu – nur einmal setzte sich besagte Nummer 10 gegen drei Leute durch, zog von rechts in den Strafraum und kam zum Abschluss, doch sein Schuss ging neben das Tor. Spätestens da war dem RFC klar: Je länger man das gegnerische Tor verfehlte und je unvorsichtiger man wurde, desto schneller konnte es gehen. Man musste volle Konzentration abrufen.
Die scheinbare Erlösung gab es dann kurz vor dem Pausenpfiff. Hauptmann spielte den Ball zwischen Außen- und Innenverteidiger durch, Mietki musste nur noch einlaufen, umkurvte gekonnt den Keeper und schob ein zum 1:0 (44.). Einen besseren Zeitpunkt kann man sich für ein Tor kaum aussuchen und es sah aus, als hätte der RFC endlich das Defensivbollwerk geknackt. Doch die erhoffte spielerische Befreiung kam nicht.
Zunächst ging es allerdings mit der knappen Führung in die Pause. Zu Beginn der zweiten Halbzeit kam Picco für Bauer (45.). Die ersten Minuten übernahm wie erwartet der RFC erneut das Spiel. Doch zwingende Chancen wollten ihm nicht gelingen – die Wildschweine zerstörten sich ihr Spiel unnötigerweise selbst. Immer wieder ein hoher Ball, die Außenverteidigung nahm wenig an einem strukturierten Spielaufbau teil, und es fehlte ein resoluter Wille für ein zweites Tor. So kam es, dass ein weiter Abschlag von Milord an Hofer vorbeiging und plötzlich war die Nummer 10 des Gegners allein unterwegs in Richtung Strafraum. Hauptmann konnte zwar rechtzeitig einlaufen und den Gegner stellen, doch eine gute Körpertäuschung ermöglichte es dem Stürmer, sich um das Standbein von Hauptmann zu wickeln – der Schiedsrichter entschied auf Elfmeter, auf DSG-Niveau eine akzeptable Entscheidung. Der Gefoulte trat selbst an und verwandelte sicher – 1:1 (58.).
Wie man sich denken konnte, half das nicht gerade dabei, Sicherheit und Ruhe in das Spiel des RFC zu bringen. Relativ schnell wechselte der RFC dann dreimal: für Sahlender kam Parkner positionsgetreu (61.), für Kodritsch Jaros (63.) und der junge Schmalek ersetzte Kamill im Sturm (69.). Jaros rückte in die Innenverteidigung, Hauptmann konnte eine Position nach vorne auf die Sechs. Auch in der Schlussphase kam der RFC zu genug Chancen: Hauptmann setzt sich einmal auf der Torauslinie durch und legt zurück, doch Parkner kommt nicht an den Ball. Nach einem Freistoß von Hauptmann kommt Hofer relativ unbedrängt zum Kopfball, doch kann die Kugel nicht aufs Tor bringen. Die größte Chance hat allerdings Parkner, der nach einer guten Doppelpass-Kombination in den Strafraum gelangt und dort im Eins-gegen-Eins am Keeper scheitert. Einmal wird es vor dem Tor der Wildschweine gefährlich, als Milord schnell kontert und sich Wachter gegen die Nummer zehn auszeichnet, doch ansonsten läuft der RFC gegen eine Wand. Allerdings läuft die Zeit davon und die Angriffe werden immer ungeordneter. Auch die letzte Offensive bleibt wirkungslos und so steht es nach dem Schlusspfiff 1:1.
Die Enttäuschung ist natürlich groß beim Meister der letzten zwei Jahre. Neunzig Minuten gegen zehn Mann zu spielen kann zwar manchmal zermürbend sein, aber ein Sieg ist dennoch Pflicht. Trotz gefühlten neunzig Prozent Ballbesitz hat der RFC es verabsäumt, das Spiel in den wichtigen Momenten schnell zu machen und somit Milord immer wieder die Möglichkeit gegeben, sich zu formieren. Vor allem ist jedoch die schwache Chancenauswertung Schuld daran, dass man heute mit zwei verlorenen Punkten nach Hause gehen muss.
Allerdings zeigt die Erfahrung, dass sich eine Meisterschaft nicht am ersten Spieltag entscheidet und die Reserve bisher immer etwas Zeit benötigt hat, um sich zu finden. Allzu viel Zeit bleibt jedoch nicht mehr, immerhin wartet nächstes Wochenende bereits das berühmte Wiedner Derby gegen die Jungs von Paulaner.
Startaufstellung:
01 Phillip Wachter - 89 Alexander Bauer, 25 Georg Hofer, 06 Maximilian Hauptmann, 50 Markus Leonhardsberger - 11 Florian Kodritsch - 10 Michael Mietki, Marcel Sassmann, 02 Robert Sahlender, 18 Lukas Popp - 21 Kamill Szczyrek
Wechsel:
98 Lorenzo Picco für Bauer (45.)
08 Sebastian Parkner für Sahlender (61.)
75 Daniel Jaros für Szczyrek (69.)
Mietki